Beim Eintritt in die Nicolai-Kirche stutzten manche Besucher*innen: Im Chorraum standen mehr als 10 Instrumente. War das Konzert nicht angekündigt mit einer Musikerin und zwei Musikern? War doch ein Orchester geladen? Nicht nur die bekannten Gitarren, Posaune und Flöten warteten auf ihren Einsatz, sondern sehr skurrile Instrumente wie die singende Säge, die Waldzither, die Konzertina und das Harmonium. Doch Hanna Balzer und Jörg Ermisch und Philipp Omlor nutzten das gesamte Instrumentarium virtuos und auch wenn eine Gitarrensaite riss, nahm Philipp Omlor dies gelassen: Ich habe ja noch fünf. Vom a cappella Madrigale bis zur Gegenwart nahmen die belesenen Spottdrosseln den Zeitgeist auf die Schippe, enttarnten Widersprüche, führten menschliche Schwächen vor oder erzählten in bester Liedermachermanier kleine Geschichten, die das Leben schrieb. Das Ganze hochprofessionell, bestens aufeinander eingespielt und mit sichtlichem Spaß. Politisch kritisch, nicht immer für alle Zuhörer zustimmungsfähig, aber die drei Vollblutmusiker suchten stets die Nähe zu den Zuhörern. Die bei den Konzerten reichlich versprühten Funken erreichten die Leute im Saal unmittelbar. Das ist Kleinkunst wie sie im Buche steht: Handgemacht, authentisch, persönlich. Der begeisterte Schlussapplaus sorgte für drei Zugaben. Erst nach zweieinhalb Stunden verließ das Publikum die Kirche.
Fotos: Manfred Sell